Citroën ë-Berlingo – Quadratisch, elektrisch, gut | Basler Zeitung

2022-07-15 17:32:28 By : Ms. Anna Wu

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Nein, schön ist der Berlingo nicht. Das sagt nicht nur das eigene Empfinden. Das sagen ungefragt auch die Nachbarn, die Schwester, die beste Freundin, überhaupt alle, die einen mit dem kastenförmigen Mobil vorfahren sehen. Und ehe ihnen zur Verteidigung ein «Ja, aber» entgegnet werden kann, ist die Konversation schon in eine Richtung abgebogen, in der die Erwähnung von bis zu sieben Sitzplätzen und mindestens 775 Ladelitern selbst bei der 4,4- statt 4,75-Meter-Version deplatziert erscheint. Nun denn, bleibt es für Aussenstehende eben bei der Feststellung: «Nicht schön.»

Citroën kann das egal sein. Die Franzosen feiern den als Kasten- oder Personenwagen erhältlichen Hochdachkombi als «Herz der Marke», weil er 1996 das Segment begründete und damals, als die Welt noch nicht glaubte, für den Wocheneinkauf einen Himalaja-tauglichen Offroader zu brauchen, auch reissenden Absatz fand. Selbst in der 2018 lancierten dritten Generation zählt der Berlingo noch zu den Markenbestsellern (wenngleich in der Schweiz die Baureihen C3 und C4 weit erfolgreicher sind). Und so erscheint es nichts als logisch, dass ihn der Hersteller im Zuge seiner Elektrifizierungsoffensive nun auch als Stromer anbietet – neben den Stellantis-Geschwistern Opel Combo-e und Peugeot E-Rifter übrigens als einen der Ersten seines Segments.

Dem Berlingo selbst sind Äusserlichkeiten ebenfalls egal. Er setzt auf maximale Raumausnutzung und Variabilität. Klingt langweilig? Ist es natürlich auch – bis man sich darüber freut, dass man dank der Schiebetüren keine Schlangenmensch-Performance hinlegen muss, um sein Kind in einer engen Parklücke im Fond zu versorgen. Oder grossmütig lächelt, wenn ein Parknachbar die Tür gegen seine seitlichen Kunststoff-Bumper knallt. Oder plötzlich ganz viele Freunde hat, denen ein Umzug bevorsteht. Ganz zu schweigen von dem Rätselspass, in welchem von insgesamt 28 Ablagefächern schon wieder die Banane liegt, die mittlerweile vor sich hin fault. Vielleicht in der fahrzeuglangen Ablage unter dem riesigen Panoramadach? Der Berlingo ist jedenfalls ein Auto, das erst mit Leben gefüllt werden will, ehe es sich emotional zeigt. In einem Umfeld, in dem Autos mit lauten Designs «Abenteuer!», «Sex-Appeal!» oder «Zukunft!» schreien, wirkt das durchaus erfrischend.

Die neue E-Version, erkennbar einzig an blauen Karosseriedetails und dem neuen ë-Logo, passt gut zu seiner unaufgeregten Art. Im Power-Modus erweist sich der Stromer mit 100 kW bis zu 260 Nm auf den Vorderrädern als unterschätzter Ampelstarter, im Eco-Modus knausert er zum Energiesparen mit höchstens 60 kW und 180 Nm, und im Normalmodus sorgen 80 kW und 210 Nm für eine gute Balance. Dabei thront man wie in einem SUV hoch über dem Verkehrsgeschehen, geniesst einen angemessenen Komfort und muss wegen der Kastenform auf der Autobahn zwar mit hohen Windgeräuschen rechnen, profitiert in Städten dafür von der leichtgängigen Lenkung sowie dem kleinen Wendekreis.

Wenig berauschend im Vergleich zu anderen modernen Stromern sind die 280 Kilometer Reichweite, die der 50-kW-Akku hergibt. Bei gemässigten Aussentemperaturen und gemässigter Fahrweise erscheint die Angabe aber immerhin realistisch und absolut alltagstauglich. Hinzu kommen relativ flotte 30 Minuten, in denen die Batterie beim Schnellladen wieder zu 80 Prozent gefüllt ist. An der Wallbox dauert der komplette Ladevorgang bestenfalls fünf Stunden, an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose allerdings bis zu 15 Stunden.

Für wen der Citroën ë-Berlingo somit ist? Wahrscheinlich nicht für Langstreckenpendler. Und nicht für Luxusaffine, die in der Ausstattungsliste neben zeitgemässen Konnektivitätsfeatures, einem Head-up-Display und 18 Assistenzsystemen auch Annehmlichkeiten wie elektrische Schiebetüren oder eine Fondsitzheizung erwarten. Wer dagegen ein kompaktes, kompromisslos pragmatisches Familienauto wünscht, das der Umwelt, dem Nachwuchs oder zumindest dem Gewissen zuliebe lokal emissionslos fährt und darüber hinaus weder in der Anschaffung (ab 36’800 Franken) noch im Betrieb (rund 30 Prozent geringere Wartungskosten als bei einem Verbrenner-Modell) teuer ist, sollte sich den Berlingo genauer anschauen. Genauer jedenfalls, als es die eingangs erwähnten Nachbarn, Schwester und beste Freundin getan haben.